Wann wussten Sie, dass Sie Künstler werden wollen?
Ich wollte schon in meiner Jugend Künstlerin werden. Motiviert wurde ich durch meinen Großvater, der sich der Malerei widmete, Naturliebhaber und sehr belesen war. Er hat mir vorgelebt, wie schön die Welt ist, wenn wir sie hegen und pflegen. Einige Jahre habe war ich künstlerisch in der Malerei tätig. Doch dann haben es bestimmte Lebensumstände viele Jahre nicht zugelassen, Kunst zu studieren oder autodidaktisch tätig zu sein. Es gehörte zu meinen Langzeitzielen, meine Passion als erfolgreiche Malerin zu leben, wenn der richtige Zeitpunkt da ist. Im Jahr 2022 während einer Seereise, bei der ich zu vollkommender Ruhe und Entspannung gekommen bin, habe ich mich an die früheren Zeiten meiner Kreativität erinnert, viel über mich und mein Leben nachgedacht. Ich besuchte während meiner Reise eine Kunstgalerie. Die Werke einer Künstlerin haben mich so fasziniert, dass ich mit ihr in Kontakt getreten bin, und es fand ein reger Austausch statt, der mich an den lang ersehnten Punkt gebracht hat, meine Leidenschaft zu leben und meinem Ziel einer erfolgreichen Künstlerin näher zu kommen.
Welcher ist Ihr, noch lebender, Lieblingskünstler?
Gerhard Richter. Ich bewundere seine expressiv farbigen abstrakten Werke, die durch Überlagern von Farben mit Hilfe von Spachteln und Rakeln und später teilweise wieder Abkratzen bis auf den Malgrund. Gerhard Richter bezeichnet es selbst als sehr geplante Spontanität. Durch die verschiedenen Techniken erhalten seine Kunstwerke eine besondere Tiefe und Dynamik. Gern würde ich Herrn Richter einmal kennen lernen.
Was möchten Sie mit Ihrer Arbeit beim Betrachter hervorrufen?
Ich möchte eine emotionale Verbindung zu meinen Betrachtern hervorrufen und sie dazu einladen, Unvollkommenheiten neu wahrzunehmen und deren Schönheit zu entdecken. Ich wecke Mut durch einen liberalen und fürsorglichen Ansatz die harten Aspekte des Lebens anzunehmen, um kostbare Reichtümer für unsere Gemeinschaft zu schöpfen. Bei meinem Werk Rost Nr.6, welches ein Hochzeitsgeschenk war, kam die Rückmeldung, dass die Komposition aus Farben und Strukturen, um Alterung und Zersetzung darzustellen, sehr ästhetisch und in einer guten Balance harmonisch miteinander wirken.
Im Spiel der Gezeiten offenbart sich die Weisheit der Natur: eine leise Einladung, die Vergänglichkeit zu umarmen und die Würde des Unvollkommenen zu feiern
Was ist die interessanteste Interpretation, die Sie von Ihrer Arbeit gehört haben?
Das sieht aus wie eine vergammelte Pizza! Ich wusste gar nicht, dass Rost so schön sein kann!
Woher nehmen Sie Ihre Inspiration für Ihre Arbeiten?
Im Laufe meines Lebens habe ich gemerkt, dass Inspiration nicht unbedingt aus lebensverändernden Umständen entstehen muss, sondern ständig um mich herum ist. Ich ziehe sie aus dem Leben selbst, mit all seinen spannenden Facetten. So fasziniert mich insbesondere die Natur mit ihrem kontinuierlichen Prozess aus Zersetzung und Wiederauferstehung und deren Wirkung auf die Umwelt. Meine besten Ideen entstehen in den Tagen vor dem Vollmond, der mich oft nicht schlafen lässt. Dann zieht es mich in mein Atelier und ich bringe die geballte Ladung Kreativität auf die Leinwand.
Was ist das Beste daran Künstler zu sein?
Ich genieße die Freiheit meine Kreativität auszuleben, wann immer ich möchte; Themen zu wählen, die mich besonders nachdenklich machen, das, was ich sagen oder am liebsten in die Welt herausschreien möchte, auf die Leinwand bringe. Nach Fertigstellung meines Kunstwerkes gehe ich mit Menschen ins Gespräch, um Emotionen beim Betrachten meines Werkes zu hinterfragen, Lob und Kritik zu ernten, auch wenn manches Werk für einige Menschen wie eine vergammelte Pizza aussieht. Dies alles fördert meine Weiterentwicklung. Ich kann nur jedem jungen Künstler sagen: Aufgeben ist keine Option. Verfolge immer deinen Weg und deine Ziele. Wenn es nicht der richtige Weg ist, ist es vielleicht der 2. Oder 3. Umgib dich mit Menschen, die dir guttun und dich unterstützen und wenn nötig, bitte um Hilfe.
Die vergoldeten Akzente zerfallener Gebäude erzählen von Liebe und Verlust - ein stiller Tanz zwischen dem Ewigen und dem Vergänglichen.
Können Sie Ihre Techniken und Ihren künstlerischen Schaffensprozess beschreiben?
Ich verwende Acrylfarben sowie Textilien, oftmals Verbandmull, als formgebendes Material um stärke Texturen zu erzeugen. Meine Arbeitsweise kombiniert die Präzision chemischer Prozesse mit intuitiver Kreativität, durch die einzigartige und nicht reproduzierbare Kunstwerke entstehen und den Betrachter einladen, meine Werke zu entdecken; sich mit der Idee der Vergänglichkeit auseinandersetzt, während eine gleichzeitig ästhetische Harmonie und Balance im Kunstwerk bewahrt wird.
Was war Ihr überraschendster Moment ihrer bisherigen Kunstkarriere?
Sensationell war für mich, als mir ein Käufer 3.500,00 € für mein Kunstwerk gezahlt hat. In dem Moment wusste ich, dass meine Kunst wertvoll ist, und er hätte mit Sicherheit auch mehr gezahlt.
Ein anderer überraschender Moment in meiner Kunstkarriere war, dass Kunstexperten aus einer Berliner Agentur auf mich aufmerksam geworden sind und mich darin bestätigt haben, dass ich den richtigen Weg eingeschlagen habe. Mit der richtigen Unterstützung und harter Arbeit kommt der Erfolg, so dass ich meinem Ziel, weltweit auszustellen in großen Schritten näherkomme.
Zwischen den Wogen der Meere und den feinen Linien des Verfalls liegt eine unerschütterliche Wahrheit: Nur wer loslässt, entdeckt die Freiheit des Seins
Welche Anschauung haben Sie auf unsere Welt und ihre Gesellschaft?
Der Kampf zwischen Realität und Idealvorstellungen.
Die Welt steht vor einer Vielzahl globaler Probleme, die eng miteinander verknüpft sind. Dazu gehören der Klimawandel, soziale Ungleichheit, Armut, bewaffnete Konflikte und gesundheitliche Krisen. Ein zentrales Anliegen ist der Klimawandel, der nicht nur Umwelt, sondern auch soziale Strukturen gefährdet. Die am stärksten betroffenen Menschen sind oft die, die am wenigsten dazu beigetragen haben. Diese Ungleichheit wirft die Frage nach Gerechtigkeit auf und erfordert internationale Zusammenarbeit. Ein wichtiges Thema ist die technologische Entwicklung. Schließlich spielt die Bildung eine entscheidende Rolle bei der Lösung dieser Probleme. Sie fördert kritisches Denken und das Bewusstsein für globale Zusammenhänge. Insgesamt ist ein ganzheitlicher Ansatz notwendig, der wirtschaftlich, soziale und ökologische Aspekte berücksichtigt, um nachhaltige Lösungen zu finden. Ein Teil dieser Probleme behandele ich in meiner Kunst in der Hoffnung, auf diesem Weg eine emotionale Verbindung zu schaffen, sich diesen Problemen zu stellen und Lösungen zu finden.
Welcher Aspekt des kreativen Prozesses gefällt Ihnen am besten?
Die chemischen Prozesse zur Herstellung von Rost in ihren verschiedenen Stadien, mit denen ich mich ausdrücke, faszinieren mich ungemein. Die Herausforderung mich mit meiner Technik stetig weiterzuentwickeln, meiner Vision von einer gerechten und nachhaltigen Zukunft für uns alle näher zu kommen und dass ich eine emotionale Verbindung zu meinen Betrachtern aufbaue.
Was sind Ihre nächsten Projekte, Ideen und Ausstellungen. Wo kann man Sie und Ihre Kunst zeitnah sehen?
Es sind spannende Projekte geplant. Zu gegebener Zeit werde ich sie auf meiner Website bekannt geben.
Weitere Informationen zur Künstlering Rhea Callen finden Sie hier:
www.rheacallen.com