Wann wussten Sie, dass Sie Künstler werden wollen?
Es war schon immer mein Wunsch, Künstler zu sein. Deshalb bewarb ich mich 1970 an der Kunstakademie Düsseldorf. Erste fundierte Kenntnisse in künstlerischen Techniken erwarb ich später bei Hans-Jürgen Schlieker, einem bekannten Künstler und Leiter des Musischen Zentrums der Ruhr-Universität Bochum sowie innerhalb meines Lehramtsstudium an der PH Dortmund. Damit es in meiner Kunst keinen Stillstand gibt, nahm ich in den letzten Jahren an der Sommerakademie „Freies Malen“ mit Professor Markus Lüpertz teil. Dabei habe ich den Austausch mit ihm und den anderen Teilnehmer*innen als große Bereicherung mit Wachstumspotenzial erlebt.
Welcher ist Ihr, noch lebender, Lieblingskünstler?
Es gibt viele gute Künstler*innen. Aktuell beschäftige ich mich mit Imi Knoebel. Seine intensiven Farbfelder, die er mit verschiedenen Materialien zu Farbobjekten variiert, finde ich in ihrer raumgreifenden Präsenz sehr spannend. Als Meisterschüler von Beuys hat er zu seinem 100. Geburtstag die Serie „1.000 Hasen“ aus Kupferblech geschaffen. Einer dieser Hasen hängt in meinem Atelier und erinnert mich an die Freiheit der Kunst im Sinne von Joseph Beuys Ausspruch:“Jeder Mensch ist ein Künstler.“ Er steht für mich für die künstlerische Freiheit des Selbstausdrucks.
"Der Moment des Flow im kreativen Prozess. Wenn alles fließt, Gefühl und Kopf in Übereinstimmung sind und Hand in Hand arbeiten."
Was möchten Sie mit Ihrer Arbeit beim Betrachter hervorrufen?
In der Kunst wie im Leben gibt es widerstreitende Impulse und Energien, die Einfluss in uns und auf uns haben. Wir nehmen diese als Gefühle, Emotionen oder Gedanken wahr. Spuren davon finden sich in meinen Energiebildern. Sie dienen als Portale für die universelle Energie. Der Betrachter kann eine aktivierende Energie wahrnehmen, die ihn vitalisiert und mit einem freudigen Gefühl erfüllt. Im besten Fall führt sie ihn zu einer dynamischen Balance der Gegensätze in ihm, die er als harmonisierend wahrnehmen kann. Mit meinen Energiebildern biete ich Kunstwerke an, die das Energielevel des Betrachters steigern, die innere Balance fördern und zur bewussten, selbstverantwortlichen Lebensgestaltung befähigen können.
Was ist die interessanteste Interpretation, die Sie von Ihrer Arbeit gehört haben?
Aufgrund einer schwierigen Lebenssituation nahm ich vor vielen Jahren an einem Lifecoaching teil. Dabei ging es u.a. um den Stellenwert meiner Kunst in meinem Leben. Eine Aussage hat mich sehr überrascht und berührt: „Ihre Kunst ist das Mittel, um Spiritualität in das Leben der Menschen zu bringen!“ Diese Sinn gebende Antwort versöhnte mich in meinem Innern mit meinen polaren Lebenstendenzen. Somit konnte ich auf einer höheren Ebene meine beiden Lebensinteressen miteinander versöhnen und auf meinem Lebensweg einen Schritt weiter gehen.
"Die Wahrnehmung der Natur entspannt mich. Hier kann ich die Verbundenheit zum Leben spüren, in Einklang kommen mit mir und allem was ist."
Woher nehmen Sie Ihre Inspiration für Ihre Arbeiten?
Meine Inspiration gründet in der Wahrnehmung der Natur. Hier kann ich entspannen, die Verbundenheit zum Leben spüren, in Einklang kommen mit mir und allem was ist. Dabei kann ich meinen Geist schweifen lassen und meinen Akku aufladen. Dieses Gefühl von Verbundenheit und Lebendigkeit inspiriert mich in meiner Arbeit und findet Ausdruck in Energiebildern und Objekten.
Was ist das beste daran Künstler zu sein?
Es ist die Freiheit, den Prozess des künstlerischen Schaffens erleben zu können, der mich gleichzeitig erschöpft und bereichert. Die Erfahrung, Teil einer größeren Kraft zu sein und dies in Übereinstimmung mit mir selbst im kreativen Prozess zu erleben, und durch meine Werke sichtbar und erlebbar für Andere zu machen, erfüllt mich mit großer Freude. Es ist sehr beglückend.
"Mit meinen Energiebildern biete ich Kunstwerke an, die das Energielevel des Betrachters steigern, die innere Balance fördern und zur bewussten, selbstverantwortlichen Lebensgestaltung befähigen."
Können Sie Ihre Techniken und Ihren künstlerischen Schaffensprozess beschreiben?
Zu Beginn erlernte ich die Techniken der Ölmalerei, der Portraitplastik und des gegenständlichen Zeichnens mittels Pinsel, Farben, Stiften und Tonwerkzeugen. Später wechselte ich zur abstrakten, gestischen Malerei mit Acryl, Pinsel, Spachtel und Mixed-Media-Techniken. In den letzten Jahren erweitert durch Strukturmaterialien und den Einsatz von Kunstharz. Im Mittelpunkt meines Schaffensprozess steht immer die Erschaffung von Farbräumen mit ausdrucksstarken Gestaltungen und Stimmungen, getragen durch die Kraft der Farben. Angeregt durch Meditationserfahrungen entwickelte ich die Technik der energetischen Schichtung, um eine gesteigerte Wirkung der Farbräume zu erzielen. Grundsätzlich arbeite ich nur dann, wenn ich mich gut fühle. Vor Beginn des kreativen Prozesses stelle ich mich auf die innere Quelle meiner Schöpferkraft ein. Daraus entsteht ein Dialog mit dem Werk, der den Prozess begleitet, bis die innere Quelle versiegt. Im Prozess selbst sprechen die Farben mit ihren Klängen zu mir. In diesen Momenten gebe ich mich ganz den inneren Impulsen hin.
Was war Ihr überraschendster Moment Ihrer bisherigen Kunstkarriere?
Der überraschendste Moment war für mich, das innere Hören der Farbklänge. Dies tauchte Anfang der 90er Jahre das erste Mal auf. Anlässlich der Gestaltung des Wandobjekts war ich in einem fokussierten und gleichzeitig meditativen Zustand. Ich war sehr überrascht und fasziniert von diesem Erlebnis. Dennoch geriet dieses Erlebnis nach einiger Zeit in Vergessenheit. Vor etwa 10 Jahren kehrte das innere Hören beim kreativen Prozess wie ein Déjá-vu-Erlebnis wieder zu mir zurück. Seitdem ist dieses Schlüsselerlebnis zum festen Bestandteil meines kreativen Schaffens geworden.
Welche Anschauung haben Sie auf unsere Welt und ihre Gesellschaft?
Aktuell sehe ich eine große Desorientierung des menschlichen Geistes, die sich in vielen Aspekten des Lebens zeigt. Materielle, psychische und mentale Bedürfnisse des Menschen werden nicht befriedigend gelöst. Dazu gibt es einen großen Dissens und Unsicherheit bezüglich der „richtigen“ Lösung der bestehenden Probleme im wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Kontext. Eine weltoffene Ausrichtung des menschlichen Bewusstseins wäre sicherlich hilfreich bei der Lösung der anstehenden Themen. Dazu kann die Kunst einen kreativen Beitrag leisten.
Welcher Aspekt des kreativen Prozesses gefällt Ihnen am besten?
Es ist der Moment des Flow im kreativen Prozess. Wenn alles fließt, Gefühl und Kopf in Übereinstimmung sind und Hand in Hand arbeiten. Dies führt zu einem gesteigerten, freudvollem Erleben in dem ich Zeit und Raum vergesse. Es ist dieser Moment der energetischen Präsenz, der mich sicher trägt und ans Ziel bringt. Eine totale Übereinstimmung mit allem was ist.
Was sind Ihre nächsten Projekte, Ideen und Ausstellungen. Wo kann man Sie und Ihre Kunst zeitnah sehen?
Aktuell arbeite an der Serie „Universe“. Inhaltlich geht es um kosmische Energien, die unser Universum bestimmen. Ziel ist es, diese Kraft mittels dynamischer Kompositionen erfahrbar, sichtbar zu machen und die unendliche Weite und Tiefe des Kosmos gefühlsmäßig zu vermitteln. Ein weiteres Projekt ist die Entwicklung von immersiver Kunst auf Basis meiner Kunst in Kooperation mit dem Institut einer Hochschule für Design. Sobald es in diesem Zusammenhang zu neuen Ausstellungen kommt, werde ich diese auf meiner Webseite und Social Media veröffentlichen.
Weitere Informationen zum Künstler Georg H. Schmidt finde Sie hier:
www.georg-h-schmidt.de