Wann wussten Sie, dass Sie Künstler werden wollen?
Ich erinnere mich, wie ich mir schon in meiner frühen Kindheit ausmalte, wie es wäre, Künstler zu sein. In meiner Vorstellung beschmierte ich Leinwände, für deren Höhe eine Leiter nicht ausreichte, mit reichlich Farbe. Bei mir musste immer alles riesiger sein, als ich es je zuvor erlebt hatte. Und auch das war mir jeweils noch zu klein. Erst, wenn es meine Vorstellungskraft sprengte, war das Imaginäre groß genug. Aber irgendwann holte mich eine Realität ein. Ich wollte das, was in meinem Kopf war, eins zu eins ausdrücken und das gelang mir nicht. In der Unzufriedenheit verloren das Malen und Zeichnen ihren Reiz. In der Jugend verfolgte ich dann vor allem sportliche Aktivitäten, bis etwas später, mit dem Fotografieren und Filmen die künstlerische Begeisterung zurückkehrte. Aber erst 2020, mit 27 Jahren, kam im Zusammenhang mit einem intensiven Traum der Drang, zu malen, wieder zurück. Im Traum war das Malen die Lösung und das Verhängnis zugleich. Diese Ambivalenz und die damit verbundenen starken Gefühle, wirkten wie ein Sog und ich konnte Pinsel und Messer kaum mehr loslassen. Nach einer beträchtlichen Zeit der Unsicherheit, begann sich der Kreis zu schließen und
ich spürte, wie ich ausleben konnte, was in mir schon als Kind schlummerte. In meiner Serie “Wollen” widerspiegelt sich dieser Prozess.
Die Sinnlosigkeit war mein Sinn. Bis dieser Sinn, trotz allgegenwärtigem Sinn, sinnlos wurde.
Welcher ist Ihr, noch lebender, Lieblingskünstler?
Für mich ist es so, dass mich vor allem fasziniert, wie verschiedene Menschen auf völlig unterschiedliche Arten ausdrücken können, was sie beschäftigt. Ich liebe die vorhandene Diversität. Viele Werke berühren mich, etliche Stilarten sind beeindruckend, aber einen Lieblingskünstler oder Lieblingskünstlerin kann ich nicht benennen. Als letztes habe ich ein Bild von Andreas Lian gekauft und momentan liebäugle ich mit den Werken von Lee Ellis und Julia Hariri.
Was möchten Sie mit Ihrer Arbeit beim Betrachter hervorrufen?
Das Unerkannte zwischen den jeweiligen Realitäten soll für Verbindung sorgen. Ich wünschte mir eine gewisse Reflexion, die eigene, wie auch die der Außenwelt sollte in Gang gebracht werden. Ich glaube, dass wir in unserer alltäglichen, limitierten Auffassungsgabe vielerlei Aspekte und Dinge von enormer Wichtigkeit übersehen. Auch kleine Einzelheiten spielen eine zentrale Rolle in unseren Beziehungen zu anderen Menschen, zu Tieren und der Umwelt allgemein. Ich möchte den kleinen, wie auch großen, in Vergessenheit geratenen Dingen, Gehör und Aufmerksamkeit verschaffen.
"Im Empfinden der grösstmöglichen Gefühlswelt lässt sich die gerechte Gerechtigkeit finden."
Was ist die interessanteste Interpretation, die Sie von Ihrer Arbeit gehört haben?
Jemand sagte einmal: “Ich verstehe wirklich nicht, was in deinem Kopf vorgeht, aber es fasziniert mich!” Und ich dachte, dass es mir ebenso geht.
Woher nehmen Sie Ihre Inspiration für Ihre Arbeiten?
Genau sagen kann ich das nicht. Es sind die vielen Gedanken, die tagein, tagaus durch meinen Kopf schwirren. All meine Erlebnisse und Gefühle geben mir Anreize. Ich brauche immer wieder eine gute Portion Chaos in meinem Kopf. Die Schwierigkeit ist da das passende Maß. Zu viel oder zu wenig davon sorgt für Über- oder Unterforderung. Die Inspiration bleibt aus.
Was ist das Beste daran Künstler zu sein?
Ich liebe die Auseinandersetzung mit mir selbst und ich glaube, die spielt eine ungemein wichtige Rolle im Schaffensprozess. Genauso die Freiheit. Mein Herz und Geist lechzen nach Freiheit.
Können Sie Ihre Techniken und Ihren künstlerischen Schaffensprozess beschreiben?
Ich versuche, das angerichtete Chaos in meinem Kopf möglichst konstant verflüchtigen zu lassen. Wenn es fließt, so dass ein Gefühl von Leere entsteht, fühlt es sich richtig an. In dieser Leere kann ich meiner Intuition am besten nachgehen. Damit mich meine Gedanken nicht zu sehr ablenken, arbeite ich oft an einigen Bildern parallel. Dieser Prozess ist iterativ.
Welche Anschauung haben Sie auf unsere Welt und ihre Gesellschaft?
Das hängt stark davon ab, welche Schwerpunkte mich beschäftigen und welche Realität ich mir im Moment zu eigen gemacht habe. Was sich gut anfühlt versuche ich zu genießen. Im richtigen Moment eine Realität gehen zu lassen und eine neue anzunehmen, ist die Schwierigkeit unseres Seins. Das Leben ist wie ein Dickicht, in dem wir uns von Zeit zu Zeit verlieren, die Arme wundscheuern, um dann in einer idyllischen Lichtung zu sonnen, bis sich die Ranken um uns herum wieder zu schließen beginnen und wir uns entscheiden müssen, ob wir weitergehen oder verharren wollen.
Welcher Aspekt des kreativen Prozesses gefällt Ihnen am besten?
Manchmal fühlt es sich für einen Bruchteil einer Sekunde so an, als könnte ich durch alles
hindurchsehen und die Gesamtheit der Existenz wahrnehmen. Und im nächsten Moment stehe ich wieder im Dunkeln. Es ist eine Hassliebe.
Was sind Ihre nächsten Projekte, Ideen und Ausstellungen. Wo kann man Sie und Ihre Kunst zeitnah sehen?
Ich möchte demnächst meinem Kindheitswunsch nachgehen und große Bilder malen. Ansonsten lasse ich dem Chaos freien Lauf und schaue, wohin es mich führen wird. Ich habe kürzlich eine Ausstellung in meiner Heimatstadt organisieren können und möchte in diesem Rahmen gerne demnächst weitere Ausstellungen veranstalten. Die entsprechenden Infos werde ich auf meiner Webpage kommunizieren.
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