Wann wussten Sie, dass Sie Künstler werden wollen?
Das Verlangen, mich ganz meiner Kunst zu widmen, brach sich endgültig Bahn als mir immer deutlicher bewusst wurde, dass ich mit meiner Kunst die Menschen mehr berühren, zum Nachdenken und Mitempfinden anregen kann, als mit allem, was ich zuvor in meinem Leben getan habe.
Welcher ist Ihr, noch lebender, Lieblingskünstler?
Schwierig, es gibt so viele Künstler und Künstlerinnen, die mich fesseln. Um nur zwei auszuwählen, die gegensätzlicher nicht sein könnten: Anselm Kiefer inspiriert mich in seinen monumentalen, grau in grauen Werken durch seine Art der Auseinandersetzung mit Materialien und der Geschichte. Mein Mannheimer Künstlerkollege Dietmar Brixy zieht mich mit seinen expressiven, farben- und lebensfrohen, naturbezogenen Werken in seinen Bann.
"Kunst ist Freiheit für die Seele, die des Künstlers und die des Betrachters"
Was möchten Sie mit Ihrer Arbeit beim Betrachter hervorrufen?
Ich möchte dem Betrachter die Schönheit und gleichzeitig Zerbrechlichkeit unserer Welt vor Augen führen und ihn ermutigen, neue Perspektiven einzunehmen, Veränderung als Chance zu sehen. Jeder kann seine Welt und die seiner Mitmenschen positiv verändern. Träume mit mir den Traum von einer bunten und friedvollen Zukunft!
Was ist die interessanteste Interpretation, die Sie von Ihrer Arbeit gehört haben?
Am meisten berührten mich die Worte eines Kunstfreundes: „Ihre Werke verbinden kritische Themen mit einer so positiven, lebendigen Ausstrahlung, dass ich gerne in diesen Farben und Emotionen versinke.“
Woher nehmen Sie Ihre Inspiration für Ihre Arbeiten?
Meine Quelle der Inspiration ist an erster Stelle die Natur mit all ihren Formen, Farben, Strukturen, Stimmungen sowie mein gesellschaftliches Engagement.
Was ist das Beste daran Künstler zu sein?
Kunst ist Freiheit für die Seele – die des Künstlers und die des Betrachters. Wie erfüllend ist es, wenn beide sich treffen.
Können Sie Ihre Techniken und Ihren künstlerischen Schaffensprozess beschreiben?
Ich beginne meine Werke intuitiv, wähle Materialien und Farbpalette aus der Stimmung heraus. Starken Farben und schwungvollen Pinselführung bringen erst im Laufe des Prozesses die jeweiligen Motive zum Vorschein, teils abstrakt, teils figurativ. Dabei deute ich Themen oft nur an, lasse Raum lässt für eigene Interpretationen, und genieße das Spiel mit den eigenen Assoziationen und Empfindungen und mit denen des Betrachters.
Ich arbeite überwiegend mit Acrylfarben und -tinten, auch in Kombination mit Kohle, diversen Stiften und Kollagen aus Recycling-Papieren und Naturmaterialien, in zahlreichen Layern, mal mit Pinsel, Spachtel, Rolle, mal mit den Händen oder was die Natur so hergibt an Stöckchen, Blättern, Samenkapseln. Kunst kennt keine Grenzen.
Was war Ihr überraschendster Moment ihrer bisherigen Kunstkarriere?
So sehr ich mich über wunderbare Kunstkritiken freue, war mein überraschendster Moment, eine Kundin bei Übergabe einer Auftragsarbeit in Tränen ausbrechen zu sehen. Gibt es eine berührendere Wertschätzung der eigenen Kunst?
Welche Anschauung haben Sie auf unsere Welt und ihre Gesellschaft?
Im Angesicht aller Bedrohung durch Krankheit, Umweltzerstörung, Kriege, Auseinanderdriften unserer Gesellschaft bin ich aus tiefstem Herzen überzeugt, dass jeder Einzelne in der Verantwortung steht, sich mit seinen Fähigkeiten für eine lebenswerte Welt und ein gutes Miteinander in unserer Gesellschaft und zwischen den Kulturen einzusetzen. Mit Mut und gemeinsamem Willen ist eine bunte, lebenswerte Zukunft erreichbar. Technologische Entwicklung und gesellschaftliche Weiterentwicklung müssen Hand in Hand gehen. Bleiben wir offen für Veränderung, für neue Perspektiven!
Welcher Aspekt des kreativen Prozesses gefällt Ihnen am besten?
Der kreative Prozess macht das Kondensat all meiner Erfahrungen und Empfindungen sichtbar und bringt mich in Austausch mit dem Betrachter, wie es mit keiner anderen Kommunikationsform möglich ist
Was sind Ihre nächsten Projekte, Ideen und Ausstellungen. Wo kann man Sie und Ihre Kunst zeitnah sehen?
Derzeit arbeite ich an meiner Mixed Media-Serie „Sensations“, die den Blick auf unsere Welt aus den Perspektiven unterschiedlichster Menschen zeigt. Dabei stehen Emotionen wie Traurigkeit, Nachdenklichkeit aber auch Neugier und Freude im Mittelpunkt. Diese wird in Kürze auch als NFT-Kollektion, teils animiert, zu sehen sein.
In Planung habe ich eine Serie großformatiger Makro-Bildausschnitte von Blüten nach eigenen Fotoarbeiten. Sie zeigen die Schönheit und Fragilität unserer Natur.
„From dark to light“ ist eine weitere Konzeptstudie zum Thema Veränderung/ Fortschritt – es bleibt spannend.
Sehen kann man meine Kunst derzeit in einer Züricher und einer Amsterdamer Galerie, eine Ausstellung in Mannheim ist für November geplant.
Kaufanfragen und weitere Informationen zu Birgit Reinemund unter:
www.birgit-reinemund.de